Der menschliche Körper reguliert und kontrolliert den Ablauf der wichtigsten Lebensstationen - Entwicklung, Fortpflanzung und das Altern - durch Hormone. Diese kleinen Moleküle sind damit tatsächlich lebensnotwendige Elemente.
Testosteron ist das männliche Haupthormon, zuständig für primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale, Stimmungsschwankungen, Aufbau der Muskelmasse, Bildung der roten Blutkörperchen, Knochenaufbau, und Sexualfunktionen.
Frauen produzieren auch Testosteron, allerdings ungefähr 20mal weniger als Männer. Hormone werden meist im Gehirn oder Drüsen, oder, wie im Falle von Testosteron beim Mann, in den Hoden produziert. Testosteron entsteht, wie auch sein weibliches Gegenstück, das Östrogen, aus einer Umwandlung von Cholesterin.
Forschungen haben gezeigt, dass Vitamin D wichtige regulierende Aufgaben in der Hirnfunktion und Hormonausschüttung hat. Neue Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass Vitamin D ähnliche Funktionen in den Hoden erfüllt.
Hinweise auf eine Verbindung zwischen Vitamin D und Testosteron ergaben sich unter anderem aus einer Studie mit 652 koreanischen Männern im Alter von über 40 Jahren. Dabei wurde beobachtet, dass ein Vitamin D Mangel, definiert als eine Konzentration von weniger als 20 ng/ml im Blut, mit unzureichender Testosteronkonzentration korreliert.
Dies bedeutet, dass diese Verbindung so häufig beobachtet wurde, dass man darauf schließen kann, dass ein Mann mit einem niedrigen Vitamin D Spiegel mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weniger Testosteron als andere Männer produziert.[1]
Zu geringe Konzentrationen von Testosteron in Männern können zu Verlust der Libido und zu Erektionsstörungen führen, sowie zu Depression, Osteoporose und Muskelabbau. Außerdem steigt mit sinkendem Testosteron Spiegel das Risiko, an Herzkreislauferkrankungen oder Krebs zu erkranken, da dieses Hormon eine Schutzfunktion erfüllt.
Welche Auswirkung die Einnahme von Vitamin D auf den Testosteron Spiegel hat, wurde in einer Studie an der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie der Ruhr-Universität Bochum an 165 Männern im Alter zwischen 40 und 50 Jahren getestet, denen über einen Zeitraum von einem Jahr täglich 3.332 IE Vitamin D verabreicht wurden.
Die Ergebnisse wurden mit jenen einer Kontrollgruppe verglichen, die über denselben Zeitraum ein wirkungsloses Placebo einnahmen. Beide Gruppen hatten zu Studienbeginn unzureichende Vitamin D und Testosteron Spiegel und waren übergewichtig, ansonsten jedoch gesund.
Nach Ende der Studiendauer hat sich die Konzentration von 25(OH)D, dem messbaren Abbauprodukt von Vitamin D, von 33 auf 86 nmol/l fast verdreifacht, während die Konzentration in der Placebogruppe geringfügig von 30 auf 36 nmol/l anstieg. In der Versuchsgruppe stieg dazu auch die Konzentration des Gesamttestosterons um 25%, sowie jene des bioverfügbaren Testosterons um 20% an, während diese Werte in der Kontrollgruppe unverändert blieben.[2]
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Konzentration von Testosteron durch die Einnahme von Vitamin D gesteigert werden kann. Wichtig dabei ist der beobachtete Anstieg des bioverfügbaren Testosterons um 20%, also jener Form des Hormons, das direkt vom Körper verwertet werden kann.
Messungen unterschiedlicher Testosteronkonzentrationen sowie kürzere Studiendauern könnten vielleicht die in anderen Studien beobachteten Ergebnisse erklären, die keinen Anstieg von Testosteron durch die Einnahme von Vitamin D finden konnten.
Vitamin D benötigt für seine Wirkung vorhandene Vitamin D Rezeptoren auf den Zelloberflächen, um dadurch in das Innere der Zelle zu gelangen und bestimmte Gene zu regulieren.
Im Hoden wurden in den meisten Geweben Vitamin D Rezeptoren gefunden, was auf eine hohe Aktivität von Vitamin D in diesem Organ schließen lässt. Tatsächlich wurden weitere Funktionen von Vitamin D neben der Regulierung von Testosteron beobachtet.
So wurde gezeigt, dass Vitamin D die Qualität des männlichen Samens steigert. Spermien, die bei der Befruchtung zur Eizelle schwimmen müssen um mit dieser zu verschmelzen, waren nach Einnahme von Vitamin D schneller unterwegs als vorher. Vitamin D erzeugte diesen Effekt, indem es den 'Treibstoff' für Spermien bereitstellte: Kalzium, das durch Vitamin D besser in die Spermien gelangen konnte und diese schneller und erfolgreicher zum Ziel brachte.[3]
Die vielfältigen Rollen von Vitamin D zur Unterstützung des Immunsystems, der kognitiven Fähigkeiten, beim Knochenaufbau, und zur Steigerung des Testosteronspiegels haben die Aufmerksamkeit der Befehlshaber internationaler Einsatztruppen auf sich gezogen.
Vitamin D Mangel kann bei Soldaten zu einem Einbruch der kämpferischen und kognitiven Fähigkeiten führen, was im Einsatzfalle zu dramatischen Konsequenzen führen kann. Der mit einem Vitamin D Mangel einhergehende, zu niedrige Testosteronspiegel könnte sich weiter negativ auf Kampfbereitschaft und Einsatzwillen auswirken.
Niedrige Testosteronwerte wurden außerdem vermehrt bei Soldaten gefunden, die an posttraumatischer Belastungsstörung litten. Vitamin D könnte daher, nach Meinung der Befehlshaber der Special Operations, der amerikanischen Armee, als wirkungsvolle 'Geheimwaffe' zur optimalen Unterstützung von Truppen im Kampfeinsatz eingesetzt werden.[4]
Die regulierende Wirkung von Vitamin D zur Steigerung des Testosternspiegels könnte demnach weitreichende Einsatzgebiete haben - von der Unterstützung der männlichen Fruchtbarkeit bis hin zur Steigerung der Kampfleistung von Soldaten. Für einen optimalen Hormonhaushalt ist ein hoher Vitamin D Spiegel anzuraten. Dieser kann durch Sonneneinstrahlung, Vitamin D reiche Ernährung, sowie durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in Form von Vitamin D Präparaten gewährleistet werden.