Während der Schwangerschaft ist der Körper der werdenden Mutter extremen Belastungen ausgesetzt und muss doppelte Arbeit leisten: Schließlich will auch das Baby in ihrem Bauch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Vitamin D und Schwangerschaft ist also ein wichtiges Thema – und zwar davor, während und danach.
Hauptsächlich wird Vitamin D durch ausreichenden Aufenthalt in der Sonne vom Körper selbst produziert. Daneben enthalten einige Lebensmittel geringe Mengen von Vitamin D, wie zum Beispiel öliger Fisch (Lachs, Kabeljau, Thunfisch), Milchprodukte (Butter, Milch, Käse) oder bestimmte Getreide- (Haferflocken) und Gemüsesorten (Pilze). Last but not least kann auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln(Tabletten, Tropfen) zur Versorgung mit Vitamin D beitragen.
Nach der Aufnahme beziehungsweise Produktion wird das Vitamin D in der Leber der Mutter oder in Niere des Babys in seine aktive Form 1,25 Dihydroxylvitamin umgewandelt. [1]
Vitamin D hat viele zentrale Aufgaben im menschlichen Körper und einen extremen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und Gesundheit. So ist es wichtig für den Aufbau der Knochen, die Ausbildung des Immun- und Nervensystems und Schlüssel für viele andere Bereiche des kindlichen Körpers.
Unzureichende Versorgung oder ein Vitamin-D-Mange während der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen für das Neugeborene haben, wie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen sowie verzögerte motorische und mentale Entwicklung.
Die ausreichende Versorgung der Mutter mit Vitamin D während der Schwangerschaft ist also absolut erforderlich. Leider erreichen die meisten schwangeren Frauen gerade im Winter keine optimalen Werte, und selbst im Sommer ist bei 50 Prozent der Frauen ein dauerhafter Mangel festzustellen.
Schon kurz nach dem Beginn der Schwangerschaft beginnt der weibliche Körper, den Vitamin-D-Stoffwechsel zu optimieren. Der Vitamin-D-Spiegel und das Vitamin-D-Hormon Calcitriol steigen an, es werden vermehrt spezielle Vitamin-D-Transportmoleküle gebildet. Der Calcitriol-Spiegel verdreifacht sich im ersten Drittel der Schwangerschaft, die Anzahl der Transportmoleküle verdoppelt sich. Schon jetzt lässt sich also erahnen, welche Rolle Vitamin D für die Schwangerschaft spielt – und wie wichtig es für Mutter und Baby ist.
Ungefähr vier Wochen nach Beginn der Schwangerschaft wird die Plazenta gebildet und der Körper der werdenden Mutter beginnt sofort, Vitamin D zum Kind zu schleusen. Der Vitamin-D-Spiegel in der Nabelschnur ist direkt von der Höhe des Vitamin-D-Spiegels der Mutter abhängig.
Obwohl die Bedeutung von Vitamin D für die Knochenentwicklung des Kindes weitgehend bekannt ist, sind Vitamin-D-Mangel und Unterversorgung bei schwangeren Frauen nach wie vor verbreitet.
Eine Studie der britischen Princess Anne Hospital Study Group zeigte, dass 31% der untersuchten Schwangeren unzureichende Vitamin-D-Werte aufwiesen, bei 18% der Frauen handelte es sich sogar um einen ernst zu nehmenden Mangel. Die Untersuchungen wurden im letzten Trimester der Schwangerschaft durchgeführt, wo der Vitamin-D-Bedarf durch das ausgeprägte Wachstum des Ungeborenen besonders hoch ist. [2]
Bei Frauen mit dunkler Hautfarbe liegt die Rate sogar höher, da dunkle Haut bei gleicher Sonneneinstrahlung weniger Vitamin D herstellt. Forscher der University of Michigan haben bei 50% der getesteten, hauptsächlich dunkelhäutigen Schwangeren, einen erheblichen Vitamin-D-Mangel festgestellt. [3]
Ähnliche Werte förderten auch weitere amerikanische Studien zutage, in denen 47% bis 83% der Testpersonen eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung aufwiesen. Interessant ist hier, dass über 90% der Frauen sogar angaben, spezielle Vitaminpräparate für die Schwangerschaft einzunehmen. [4]
Zu weiteren Risikogruppen für mangelhafte Vitamin-D-Versorgung während der Schwangerschaft gehören Vegetarier beziehungsweise Veganer sowie Frauen, die in den nördlichen Breitengraden leben oder deren Kleidung eine direkte Sonneneinstrahlung weitgehend verhindert. [5]
Eine Unterversorgung mit Vitamin D während der Schwangerschaft ist also in westlichen Industrieländern weit verbreitet.
Während der Schwangerschaft werden dem Körper der werdenden Mutter Vitamin D und Kalzium entzogen, um das Kalziumgleichgewicht des heranwachsenden Babys zu optimieren. Eine Unterversorgung mit Vitamin D während der Schwangerschaft verhindert die optimale Kalziumaufnahme, es droht letztlich also die Unterversorgung des Kindes.
Um das zu verhindern, werden Kalziumreserven der Mutter aus Zähnen und Knochen mobilisiert. Mögliche Folgen sind Zahnprobleme oder -verlust während der Schwangerschaft, sowie ein erhöhtes Risiko, langfristig an Osteoporose zu erkranken.
Es steigt daneben das Risiko für Bluthochdruck und die damit verbundene, potentiell lebensbedrohliche Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung). Hier kann es zu übermäßigem Ausscheiden von Proteinen über den Harn kommen (Proteinurie), außerdem zu diversen neurologischen Symptomen und sogar Schädigungen.
Schwangere Frauen mit zu geringen Vitamin-D-Werten sind wesentlich häufiger von derlei Komplikationen betroffen als solche mit ausgeglichenen Vitamin-D-Spiegeln. Wichtig: Die Symptome lassen sich bei Auftreten nur bedingt durch Vitamin-D-Aufnahme behandeln. [1]
Optimale Vorsorge sollte daher durch eine erhöhte Einnahme von Vitamin D am besten bereits vor Beginn einer Schwangerschaft geleistet werden.
Der Vitamin-D-Status des Neugeborenen geht mit der Vitamin-D-Konzentration im Körper der Mutter einher. Bei einer Mutter mit unzureichender Vitamin-D-Versorgung ist der Säugling ab Geburt ebenfalls unterversorgt. Ein Mangel an Vitamin D während der Entwicklung im Mutterleib kann die Gesundheit des Neugeborenen akut und langfristig beeinträchtigen. [1]
Einige Studien zeigen darüber hinaus eine Verbindung zwischen Vitamin D und dem Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätssyndrom (ADHD) auf – so soll das Risiko von ADHD um 11% je 10 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml ) Vitamin D gesenkt werden. Je höher der Vitamin-D-Wert während der Schwangerschaft, desto geringer das ADHD-Risiko. [1]
Eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr während der Schwangerschaft senkt das Risiko des Kindes, im Kleinkind- oder Schulalter an Asthma zu erkranken. [1] [8]
Eine angemessene Anpassung an den erhöhten Bedarf ist daher nicht nur für das Wohl der Mutter erforderlich, sondern auch unabdingbar für einen gesunden Start in das Leben des Neugeborenen. Die Unterversorgung mit Vitamin D kann dagegen langfristige körperliche und geistige Folgen für das Kind haben.
Die Frage nach der Dosierung von Vitamin D in der Schwangerschaft ist nicht pauschal zu beantworten. Je nach Aufenthaltszeit in der Sonne, Körpergewicht und Lebensstil sind unterschiedliche Dosierungen nötig, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.
Schwangere sollten einen Vitamin-D-Spiegel anstreben, der zwischen 40 und 50 ng/ml liegt – niedrigere, aber auch höhere Werte haben in verschiedenen Studien Gesundheitsrisiken aufgezeigt.
Die korrekte Vitamin-D-Dosierung sollte daher idealerweise durch einen Bluttest ermittelt werden. Ein solcher Test lässt sich beim Arzt durchführen, es gibt aber inzwischen auch spezielle Test-Kits für den Heimgebrauch, wo durch einen kleinen Stich in die Fingerkuppe Blut gewonnen wird.