Was ist Vitamin B6?
Bei der Bezeichnung Vitamin B6 bzw. Pyridoxin handelt es sich um einen Sammelbegriff für die chemischen Verbindungen Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin. Alle Varianten kommen natürlicherweise vor und können im Stoffwechsel in die jeweils andere Form umgewandelt werden.
Vitamin B6 wird auch Pyridoxalphosphat und Pyridoxaminphosphat als aktive Formen der chemischen Verbindung zugeordnet. Da Vitamin B6 in der orthomolekularen Medizin vor allem in Form von Pyridoxin und Pyridoxinhydrochlorid eingesetzt wird, ist das Vitamin B6 im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Pyridoxin bekannt [1].
Vitamin B6 Wirkung
In Form von Pyridoxal-5-Phosphat spielt Vitamin B6 als Coenzym verschiedener Enzyme eine entscheidende Rolle. So trägt es beispielsweise zu einem normalen Eiweiß- und Glukosestoffwechsel, einer normalen Funktion des Nervensystems sowie auch zur Regulierung der Hormontätigkeit bei.
Darüber hinaus trägt Vitamin zur Bildung roter Blutkörperchen bei. Das Hämoglobin verleiht dem Blut nicht nur seine rote Farbe, sondern transportiert auch Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut. Ebenso ist Vitamin B6 dem Abbau der Aminosäure Homocystein involviert.
Da an dieser Stelle nicht alle gesundheitlichen Interaktionen von Pyridoxin im Detail dargestellt werden können, gibt folgende Übersicht einen anschaulichen Eindruck, wie facettenreich der Mikronährstoff an unseren Körper- und Stoffwechselfunktionen beteiligt ist.
Vitamin B6 trägt zu folgenden Funktionen bei:
- einem normalen Energiestoffwechsel
- einem normalen Eiweiß- und Glykogenstoffwechsel
- einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- einer normalen Funktion des Immunsystems (körperliche Abwehr)
- einem normalen Homocystein-Stoffwechsel
- einer normalen Cystein-Synthese bei
- zur normalen psychischen Funktion
- zur Regulierung der Hormontätigkeit
- zur normalen Bildung roter Blutkörperchen
Vitamin B6 Mangel
Im Gegensatz zum Vitamin B12 Mangel, unter dem Schätzungen zufolge je nach Alter und Geschlecht bis zu 33 Prozent der Bevölkerung leiden, tritt der Vitamin B6 Mangel deutlich seltener auf.
Die Nationale Verzehrsstudie II aus dem Jahr 2008 zeigt, dass 12 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen die empfohlene Tageszufuhr des Vitamins nicht erreichen. In der Regel zeigt sich ein Mangel an Vitamin B6 jedoch nicht isoliert, sondern in Zusammenhang mit einer unzureichenden Versorgung weiterer B-Vitamine [2] .
Vitamin B6 Mangel – wer ist besonders gefährdet?
Es gibt zahlreiche Situationen, in denen eine ausreichende, bedarfsgerechte Versorgung mit Pyridoxin gefährdet ist.
Risikogruppen für einen Vitamin B6-Mangel sind unter anderem:
- älteren Personen, die zu wenig Nahrung zu sich nehmen
- Personen, die eine radikale Diät machen
- untergewichtigen Personen
- Personen mit hohem Alkoholkonsum bzw. Alkoholmissbrauch
- die Einnahme bestimmter Medikamente*
* Dazu zählen hydrazidhaltige Tuberkulostatika, Phenytoin, D-Penicillamin oder L-Dopa.[3]
So äußert sich ein Vitamin B6 Mangel
Die Speicherfähigkeit des Organismus für Vitamin B6 beträgt zwischen 4 und 6 Wochen. Bereits ein leichter Mangel kann schwerwiegende Symptome zur Folge haben.
Symptome eines Vitamin B6-Mangels:
- Neurologische Beschwerden: Besonders häufig betreffen die Mangelerscheinungen jedoch das Nervensystem. Bei einem schweren Mangel können die peripheren Nerven degenerieren, sodass die Bewegungsabläufe des Körpers nicht mehr richtig gesteuert werden können.
Vitamin B6 Dosierung
Die empfohlene tägliche Zufuhr an Vitamin B6 wird von der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) mit 1,2 bis 1,6 mg angegeben. Die Werte variieren je nach Geschlecht und Alter. Auch der tägliche Proteinumsatz sowie das Vorliegen chronischer Grunderkrankungen spielen eine Rolle.
Ausgleich einer Mangelsituation: Bei einer Pyridoxin-armen Ernährung sowie bei Symptomen, die auf einen Vitamin B6 Mangel hinweisen, empfiehlt sich eine Substitution mit einer Tagesdosis von 5 bis 25 mg für mindestens 3 Wochen. Anschließend kann täglich eine Erhaltungsdosis von rund 3 mg eingenommen werden.
Begleitende Supplementation:
Eine Vitamin B6 Substitution in Höhe von 50 bis 300 mg pro Tag kann auch zur Prophylaxe arzneimittelbedingter Mangelerscheinungen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten wie Isoniazid, Cycloserin, Theophyllin oder Hydralazin sinnvoll sein.
Vitamin B6 Tagesbedarf
Laut DGE ist die tägliche Zufuhr folgender Vitamin B6-Mengen notwendig, um einem Mangel vorzubeugen[4].
Tagesbedarf an Vitamin B6 nach Gruppen:
- Säuglinge 0 bis unter 4 Monate: 0,1 mg
- Säuglinge 4 bis unter 12 Monate: 0,3 mg
- Kinder 1 bis unter 4 Jahre: 0,4 mg
- Kinder 4 bis unter 7 Jahre: 0,5 mg
- Kinder 7 bis unter 10 Jahre: 0,7 mg
- Kinder 10 bis unter 13 Jahre: 1,0 mg
- Kinder 13 bis unter 15 Jahre: 1,4 mg
- Erwachsene 15 bis unter 19 Jahre: 1,2 bis 1,6 mg
- Erwachsene 19 bis unter 65 Jahre: 1,2 bis 1,5 mg
- Erwachsene 65 Jahre und älter: 1,2 bis 1,4 mg
- Schwangere ab 4. Monat: 1,9 mg
- Stillende: 1,9 mg
Vitamin B6 Überdosierung
Vitamine sind für den menschlichen Körper lebenswichtig. Sie unterstützen verschiedene Körperfunktionen und sind Bestandteil essenzieller Stoffwechselprozesse. Doch bei der Einnahme von Vitaminpräparaten gilt nicht das Motto “Viel hilft viel”!
Bei einer Überdosierung kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Auch wenn wasserlösliche Mikronährstoffe ein deutlich geringeres Risiko einer Überdosierung besitzen, sollten die Verzehrempfehlungen und Dosierungen von Supplementen immer berücksichtigt werden.
Überdosierung nur bei Einnahme großer Mengen
Symptome einer Überdosierung von Vitaminen treten erst dann auf, wenn Vitamin B6 über einen Zeitraum von 12 bis 40 Monaten in höheren Dosen eingenommen wird. So kann es bei einer Langzeiteinnahme von 1000 mg bis 6000 mg Vitamin B6 zu neurologischen Störungen kommen.
Weitere Symptome einer Überdosierung sind schmerzhafte Hautläsionen sowie Magen- und Darmbeschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Sodbrennen. Um eine Überdosierung zu vermeiden, empfiehlt das Food and Nutrition Board (FNB), nicht mehr als 100 mg Vitamin B6 pro Tag zuzuführen [5] [6].
Vitamin B6 für Veganer und Vegetarier
Weltweit leben rund 75 Millionen Menschen vegetarisch und verzichten auf Fleisch und Fleischprodukte. Immer mehr Menschen entscheiden sich zudem, vegan zu leben. Die Gründe dafür sind vielfältig. So kann die Entscheidung für den Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte kulturell, ethisch oder finanziell begründet sein.
Auch aus gesundheitlichen Aspekten kann eine Ernährung ohne tierische Produkte sinnvoll sein. Die vegetarische oder vegane Lebensweise kann das Risiko für die typischen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus oder Arteriosklerose reduzieren.[7]
Eine ausgewogene vegetarische oder vegane Ernährung deckt den Bedarf an Nähr- und Vitalstoffen wie Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen in der Regel gänzlich ab. Eine Ausnahme stellt lediglich das Vitamin B12 dar, das bei einer veganen Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel zugeführt werden muss.
Im Gegensatz zu Vitamin B12 ist Vitamin B6 jedoch in pflanzlichen Nahrungsmitteln ebenso zu finden wie in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft.
Pflanzliche Vitamin B6 Quellen
Es gibt zahlreiche vegane Lebensmittel, die zur Versorgung mit Vitamin B6 in Frage kommen. Rein pflanzliche Vitamin B6-Quellen sind Walnüsse, Hülsenfrüchte wie Linsen und Gemüsesorten wie Möhren und Brokkoli. Dabei stehen die pflanzlichen Vitaminquellen den tierischen Pendants im Vitamin B6-Gehalt nicht unbedingt nach.
Insbesondere tierische Lebensmittel büßen beim Erhitzen Vitamin B6 ein. Eine vegetarische oder vegane Ernährung stellt daher keinen Risikofaktor für einen Vitamin B6-Mangel dar [8].
Tipp: Weitere Informationen rund um das Thema Vitamin B6 in der Ernährung präsentieren wir Ihnen in unserem Artikel ”Eine gesunde Ernährung mit Vitamin B6-reichen Lebensmitteln”.
Vitamin B6 in Lebensmitteln
Pyridoxin ist in zahlreichen rein pflanzlichen und vegetarischen bzw. tierischen Lebensmitteln enthalten. Beispiele dafür sind Gemüse, Feldsalat, Hülsenfrüchte, Lachs und Eier. Bei einer ausgewogenen Ernährung wird in der Regel ausreichend Vitamin B6 aufgenommen.
Tipp: Eine anschauliche Übersicht, mit welchen Lebensmitteln Sie Ihren Vitamin B6-Bedarf decken können, präsentieren wir Ihnen in unserem Artikel “Eine gesunde Ernährung mit Vitamin B6-reichen Lebensmitteln”.
Nebenwirkungen von Vitamin B6
Bei Einhaltung der entsprechenden Dosierungsempfehlungen sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Infolge einer langfristigen Anwendung von Tabletten oder Kapseln in zu hoher Dosierung können Übelkeit, Erbrechen sowie neurologische Symptome auftreten.
Vitamin B6 Wechselwirkungen
Vitamin B6 weist Wechselwirkungen mit verschiedenen Arzneimitteln auf, die den Vitamin B6 Spiegel beeinflussen. Im Folgenden stellen wir Ihnen Medikamente vor, bei denen es zu unerwünschten Effekten – wie beispielsweise einem reduzierten Vitamin B6-Spiegel – kommen kann.
Wechselwirkungen mit dem Arzneimittel Cycloserine
Das Breitbandantibiotikum Cycloserine, das vor allem zur Behandlung der Tuberkulose eingesetzt wird, geht mit einer vermehrten Ausscheidung von Vitamin B6 über die Nieren einher. Es wird vermutet, dass der Verlust des Vitamins über die Niere für die Neurotoxizität des Medikaments – zumindest zum Teil – verantwortlich ist. Eine Substitution von Vitamin B6 während der Einnahme des Antibiotikums kann Nebenwirkungen entgegenwirken.
Vitamin B6 und Antiepileptika
Medikamente gegen Epilepsie mit den Wirkstoffen Valproat, Carbamazepin und Phenytoin können den Vitamin B6 Spiegel im Blut senken und zugleich den Homocysteinspiegel erhöhen. Dadurch erhöht sich das Anfallsrisiko für Epileptiker deutlich.[9]
Theophyllin und Vitamin B6
Theophyllin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antiasthmatika, der zur Behandlung von Asthma bronchiale und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) eingesetzt wird. Patienten, die mit einem theophyllinhaltigen Arzneimittel behandelt werden, weisen eine niedrigere Konzentration von Vitamin B6 im Blut auf. Dadurch kann es im Rahmen der Arzneimitteleinnahme zu neurologischen Störungen kommen.[10]
Vitamin B6 und orale Kontrazeptiva
Rund 6 Millionen Frauen nehmen allein in Deutschland regelmäßig die Anti-Baby-Pille ein. Die Hormonpräparate enthalten je nach Präparat verschiedene Kombinationen aus Östrogenen und Gestagenen. Es wird diesbezüglich diskutiert, dass Verhütungsmittel für Frauen womöglich zu Defiziten bei Vitamin B6 führen können.
Es wird vermutet, dass der Verlust von B6 auf einem erhöhten Verbrauch von B6-abhängigen Enzymen beruht. Möglicherweise basieren die niedrigen B6-Werte auch auf akuten entzündlichen Prozessen, die durch die Pille ausgelöst werden.
Wechselwirkungen und Synergieeffekte mit anderen Vitaminen und Nährstoffen
Vitamin B6 reagiert und interagiert mit einer Vielzahl an Nähr- und Vitalstoffen. Zur optimalen Verwertung des einzelnen Vitamins empfiehlt es sich, Nährstoffkombinationen zuzuführen. Oftmals lassen sich so die Aufnahme und die Wirkung der einzelnen Substanzen verbessern.
Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure
Der Organismus benötigt das B-Vitamin-Trio, um Homocystein zu deaktivieren. Während das Vitamin B12 Homocystein durch eine direkte Methylierung zunächst unschädlich macht, sorgt die Folsäure dafür, dass dieser Zustand erhalten bleibt. So tragen alle drei Vitamine zu einem normalen Homocystein-Stoffwechsel bei.
Ähnliche Synergieeffekte zeigen sich bei der kombinierten Einnahme von Vitamin B6 mit anderen B-Vitaminen wie Vitamin B3 (Niacin) und Vitamin B7 (Biotin).[11]
Vitamin B6 und Magnesium
Magnesium gehört zu den essenziellen Mineralstoffen und muss dem Organismus daher von außen zugeführt werden. Der Mineralstoff ist an der Zellteilung, der Nervenfunktion und der Muskelkontraktion beteiligt. Auch der Knochenaufbau sowie die Regulation der Herztätigkeit hängen eng mit der Magnesiumversorgung zusammen.
Ein Magnesiummangel kann zu Muskelkrämpfen, Depressionen, Abgeschlagenheit, Schwindel oder Herzrhythmusstörungen führen. Für eine verbesserte Aufnahme von Magnesium aus dem Darm ins Blut und in die Körperzellen ist es ratsam, den Mineralstoff in Kombination mit Vitamin B6 einzunehmen.[12]
Vitamin B6 Test
Wenn der Verdacht auf einen Vitamin B6 Mangel besteht, empfiehlt es sich, den Vitaminspiegel im Blut testen zu lassen. Auch Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B6 Mangel haben, sollten den Wert in regelmäßigen Abständen bestimmen lassen.
Wie wird Vitamin B6 getestet?
Um die Versorgung mit Vitamin B6 zu beurteilen, wird der Gehalt an Pyridoxalphosphat im Blut bestimmt. Die Referenzwerte schwanken je nach Labor. Zusätzlich zum Bluttest kann auch ein Urintest durchgeführt werden. Als Marker für einen B6-Mangel wird die Substanz Cystathionin im Urin gemessen.
Die Bildung und der Abbau von Cystathionin werden von Enzymen katalysiert, die Vitamin B6 als Cofaktor benötigen. Somit kann ein Anstieg von Cystathionin im Urin als deutlicher Hinweis auf einen funktionellen Vitamin B6 Mangel gewertet werden.[13]